Blogeintrag

Marktstabilitätsreserve (MSR) besteht Stresstest am CO2-Markt

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Am Montag, den 18.05., gelang den Emissionsrechten mit dem Dez-20-Zertifikat der oberseitige Befreiungsschlag. An diesem Tag überwanden die virtuellen Papiere sowohl einen bis dato gültigen Abwärtstrend, welcher immerhin seit dem 20.02. Gültigkeit besessen hatte, als auch das letzte markante Reaktionshoch vom 08.05. bei 19,88 Euro/t CO2. Ein mehrfaches Kaufsignal wurde generiert, welches die Notierungen im Rahmen einer dann fortgesetzten dynamischen Kurserholung in den darauffolgenden 1,5 Wochen bis knapp über die 22 Euro/t CO2-Marke weiter ansteigen ließ. Unterstützend wirkte in den letzten beiden Wochen zudem das feiertagsbedingt knappe Auktionsvolumen an der EEX.

CO2-Notierungen steigen schneller als sie fallen

Am 26.05. wurde das bisherige Wochenhoch bei 22,16 Euro/t CO2 ausgeprägt, womit innerhalb von 9 Handelstagen ein Preiszuwachs vom markanten Tief vom 13.05. bei 18,35 Euro/t CO2 von über 20 Prozent verzeichnet werden konnte. Zum Vergleich brauchten die EUAs für die gleiche Wegstrecke vom 17.04. bei 22,55 Euro/t CO2 bis zum besagten zyklischen Tief bei 18,35 Euro/t CO2 das doppelte an Zeit (18 Handelstage). Die Kurse fallen also wesentlich langsamer, als dass sie steigen können, was schon erstaunlich ist, wenn man bedenkt, welche konjunkturellen Hiobsbotschaften der Markt in der gleichen Zeit verarbeiten musste. Die genau für diesen Zweck, nämlich für konjunkturelle Schocks ursprünglich ins Leben gerufene Marktstabilitätsreserve, hat also den ersten Stresstest erfolgreich bestanden. Und dies vor dem Hintergrund, dass die MSR-Entnahme nach der Veröffentlichung Anfang des Monats Mai hinter den Erwartungen zurückblieb. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Marktberichts handeln die EUAs bei 21,30 Euro/t CO2 und damit unter einer wichtigen Widerstandsregion bei rund 22 Euro/t CO2, welche die CO2-Bullen nun im nächsten Anlauf überwinden müssen. Gelingt ihnen ein Anstieg über die Marke 22,55 Euro/t CO2 wäre das Hoch einer „Shooting-Star-Kerze“ vom 17.04. überwunden, was als technisches Kaufsignal zu interpretieren ist. Die nächste solide Support-Region wartet bei rund 20,50 Euro/t CO2, wo gleich mehrere charttechnische Instrumente als Unterstützung aufeinander treffen (Kumulationszone). Von hier aus hätten die Emissionsrechte die Chance, einen neuen Angriff auf die Oberseite vorzunehmen. Aktuell ist erstmal „Luftholen“ angesagt.

Konjunkturprogramm „Next Generation EU“

Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat am Mittwoch das Konjunkturprogramm „Next Generation EU“ zum Wiederaufbau der europäischen Wirtschaft nach der durch die Corona-Pandemie ausgelösten Wirtschaftskrise vorgestellt. Die EU-Kommission möchte dafür 750 Mrd. Euro mobilisieren und geht damit deutlich weiter, also Bundeskanzlerin Merkel und der französische Präsident Macron dies mit ihren 500 Mrd. Euro schweren Vorschlägen in der vergangenen Woche taten. Der Plan der Kommission sieht Zuschüsse von 500 Mrd. Euro sowie weitere 250 Mrd. Euro in Form von Krediten vor. Dafür sollen im Namen der Europäischen Union über Anleihen Kredite am Kapitalmarkt aufgenommen und von allen EU-Staaten gemeinsam bis 2058 über den EU-Haushalt abbezahlt werden. Die besonders hart von der Corona-Krise getroffenen Länder Italien und Spanien sollen mit mehr als 300 Mrd. Euro den größten Teil der Finanzhilfen erhalten.

Rückenwind für die EUAs von den Finanzmärkten

Der deutsche Aktienindex DAX konnte den Börsentag am Mittwoch vor diesem Hintergrund positiv beenden, Sorgen vor einem Wiederaufflammen des Handelskonflikts zwischen USA und China gerieten in den Hintergrund. Bei 11.657 Punkten schloss der Index mit 1,3 Prozent im Plus. Auch der Dow-Jones-Index in den USA legte kräftig zu, er schloss bei 25.548,27 Punkten mit 2,2 Prozent im Plus. Auch wenn an den Börsen alles nach einer V-förmigen Erholung aussieht, bleibt die Europäische Zentralbank (EZB) pessimistisch. EZB Präsidentin Christine Lagarde erklärte, dass das Bruttoinlandsprodukt der Eurozone in diesem Jahr zwischen acht und zwölf Prozent sinken dürfte. Bislang war die EZB von einem Minus zwischen fünf und zwölf Prozent ausgegangen.

Ölmarkt mit widersprüchlichen Signalen

Am Ölmarkt haben widersprüchliche Berichte über das weitere Vorgehen Russlands im Zusammenhang mit den derzeitigen Förderkürzungen für einen Preisrücksetzer gesorgt. Der Brent Frontmonat verlor 5,25 Prozent auf 34,27 US-Dollar/bbl. Zunächst gab es Berichte, wonach Russland eine Verlängerung der Kürzungen auch über den Juni hinaus in Erwägung zöge (Reuters, 26.5.), dann hieß es in anderen Berichten, Russland wolle möglichst schnell die Förderung wieder erhöhen (Bloomberg, 27.5.). Belastend wirkten auch die Sorgen vor möglichen US-Sanktionen im Zusammenhang mit der jüngsten Hongkong-Politik der chinesischen Regierung.

Angebotserhöhung am Primärmarkt in KW 23

In der nächsten Woche werden an der EEX von Dienstag bis Freitag 13,9 Mio. EUAs versteigert, was im Vergleich zur aktuellen KW 22 einer Angebotsausweitung von 5,3 Mio. EUAs entspricht. Am 03.06. werden an der Londoner Börse ICE zudem 834.500 EUAAs versteigert. Dies dürfte preisdämpfend wirken, da aufgrund des Feiertags und möglicher Urlaubsabwesenheiten bei den teilnehmenden Unternehmen auch mit einer geringeren Nachfrage gerechnet werden könnte.

 

Autoren: Stefan Küster, Dennis Warschewitz

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