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In unserem EnergyCharts - Forum Energiehandel wurde vorgestern der Langfristchart des rollierenden CO2-Dezember Kontrakts vorgestellt. Dies hat uns dazu veranlasst, die charttechnischen Perspektiven des CO2-Preises in unserer heutigen Analyse genauer unter die Lupe zu nehmen.
Im Chart ist der langfristige Wochenchart des rollierenden Dezember-Kontraktes dargestellt. Dieser geht zurück bis in das Jahr 2008, als eine Tonne „schmutzige Luft“ noch 29,69 € kostete. Bis Februar 2009 ging es in einem dramatischen Sell-Off bis auf 8,05 €/tCO2 abwärts (Welle 1). Ab hier stabilisierten sich die Notierungen und im Juni 2011 handelte der Kontrakt wieder bei 18,18 €/tCO2 (Welle 2). In der Impulswelle 3 ging es im Tief im April 2013 wieder bis auf 2,46 €/tCO2 hinab, dem Tiefpunkt in dem in dieser Analyse betrachteten Zeitfenster.
Ab hier begann ein erneuter Aufwärtstrend innerhalb der Welle 4, die den Kontrakt bis in den Dunstkreis des Tiefs der Welle 1 bei 8,71 €/tCO2 anhob. Hier stellte sich den Notierungen die abwärts gerichtete langfristige Trendlinie seit 2008 in den Weg, welche Ende 2015 erfolgreich getestet wurde. Die Notierungen prallten ab und rutschten im September 2016 bis auf 3,87 €/tCO2 durch.
Im Mai dieses Jahres markierten die CO2 Preise ihr vorläufig letztes Swing-Low bei 4,29 €/tCO2. Auf eine bevorstehende Trendumkehr machten wir Sie in unserer Analyse vom 22. Mai unter dem Titel „Emissionsrechte - Charttechnik par excellence!“ frühzeitig aufmerksam (bitte hier klicken).
Durch die Verbindung der dargestellten tiefer liegenden Hoch und höher liegenden Tiefpunkte lässt sich nun ein symmetrisches Dreieck charttechnisch herleiten (siehe Chart).
Seit Mai dieses Jahres handeln die Notierungen in einem neuen Aufwärtstrendkanal und haben im Zuge dieses Hausse-Impulses die obere Trendkanalbegrenzung angelaufen, die auf Wochenbasis derzeit bei ca. 6,60 €/tCO2 verläuft. In der Spitze handelte CO2 gestern bei 6,93 €/tCO2, wobei im Zuge dessen sogar die Herausnahme der Marke von 6,62 €/tCO2 gelang, dem Hochpunkt von Anfang November 2016.
Die CO2 Bullen haben bis zum Ende dieser Handelswoche nun die Chance, ein wichtiges charttechnisches Zeichen zu setzen. Ein Wochenclose oberhalb von 6,62 €/tCO2 und idealerweise über 6,80 €/tCO2 würde hierfür den entscheidenden Zündfunken liefern. Gelingt ein Überschreiten dieser Marke, wäre dies in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert:
Zum einen würde dadurch die seitliche Schiebezone, die sich mittlerweile als multiple inverse Schulter-Kopf-Schulter-Formation herauskristallisiert hat, zwischen 6,62 €/tCO2 auf der Ober- und 4,28-3,87 €/tCO2 auf der Unterseite nach oben hin aufgelöst (siehe Halbkreismarkierungen). Eine mit den Preisanstiegen der letzten Tage wichtige Unterstützungszone stellt ab sofort das 14,6% Fibonacci Retracement der gesamten langfristigen Abwärtsbewegung bei 6,44 €/tCO2 in Kombination mit der bereits benannten Marke bei 6,62 €/tCO2 dar (rosa Flächenmarkierung).
Kann dieser Bereich auch auf Wochenschlusskursbasis verteidigt werden, würde im nächsten Schritt das Hoch vom 27.04.2016 bei 7,07 €/MWh angelaufen werden können. Dieser Widerstand dürfte allerdings nur eine Durchgangsstation auf dem Weg zur 8,70 €/MWh-Marke sein, denn das kalkulatorische Anschlusspotential dieser unteren Umkehr wäre charttechnisch sogar in der Lage, Kurs auf die 10 €/MWh-Marke zu nehmen.
Zum anderen wäre die langfristige Abwärtstrendlinie nachhaltig nach oben hin durchbrochen, wodurch das symmetrische Dreieck auf der Oberseite aufgelöst würde. Simultan gilt die Rückkehrlinie des Aufwärtstrendkanals seit Mai dieses Jahres als überwunden, was aus der Brille des Charttechnikers betrachtet, bullish zu interpretieren wäre. Eine langfristige Bodenbildung scheint in dieser Gemengelage folglich abgeschlossen und die CO2-Märkte hätten die Chance, einen neuen Aufwärtstrend zu etablieren.
Fällt der CO2-Dezember Kontrakt allerdings wieder unter die langfristige Abwärtstrendlinie und unter das 14,6% Fibonacci Retracement bei 6,44 €/tCO2 zurück, müsste der Ausbruchsversuch zunächst als gescheitert betrachtet werden. Dann sollten zumindest kurzfristig die Bären wieder die Oberhand gewinnen und ein Kursrücksetzer bis in den Bereich von 6 €/tCO2 sollte einkalkuliert werden. Weiteren Rückenwind erhalten die Bären bei einem Tagesclose unter 5,82 €/tCO2, dem Swing-Low vom 01. September dieses Jahres. Die Konsolidierung dürfte dann weiter voranschreiten können.
Fazit
Der Markt für Emissionsrechte mit dem Referenzprodukt Dec.17 steht charttechnisch vor einer wichtigen, um nicht zu sagen, „alles entscheidenden“ Weichenstellung. Gelingt den CO2-Bullen die Überwindung der langfristig fallenden Trendgeraden seit 2008 und im gleichen Atemzug ein nachhaltiges Überschreiten der Marke von 6,62-6,80 €/tCO2 auf Wochenschlusskursbasis, wäre eine Bodenbildung mit simultanem Trendlinienbruch abgeschlossen. Ein Wiedersehen mit der runden 10 €/tCO2-Marke wäre dann durchaus im Bereich des Möglichen. Ein Rückfall in den langfristigen Abwärtstrend und ein Unterschreiten des 14,6% Fibonacci Retracements bei 6,44 €/tCO2 sollte von den Bullen jedoch unbedingt vermieden werden, um eine stärkere Konsolidierung unterhalb von 5,82 €/tCO2 zu verhindern.
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Daten von Thomson Reuters Eikon.
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Autor: Stefan Küster
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