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Anfang des Monats hatte die European Energy Exchange (EEX) in Abstimmung mit der Europäischen Kommission, den EU-Mitgliedstaaten und den EWR EFTA-Staaten, die an der gemeinsamen Auktionsplattform „CAP2“ teilnehmen sowie den zuständigen polnischen und deutschen Behörden den überarbeiteten Auktionskalender 2020 für die Versteigerung von EU Emissionsberechtigungen veröffentlicht. Ab dem 16. Juli 2020 wird die EEX bis Ende 2020 zusätzlich ein Volumen von 50 Mio. EUAs für den Innovationsfonds der europäischen Kommission versteigern. Durch die Anwendung der Marktstabilitätsreserve wird sich das Auktionsvolumen an der EEX im Zeitraum von September bis Dezember 2020 um 98,4 Mio. EUA reduzieren. Diese zusätzliche Menge an Emissionszertifikaten schien den CO2-Markt bis Donnerstag kaum zu interessieren.
CO2 mit “Shooting-Star” und Stimmungsumschwung
Denn zu Beginn der aktuellen Handelswoche nahmen die EUAs trotz dieses zusätzlichen Angebots am Primärmarkt ihre Mitte Mai gestartete Rallye erneut auf. Am Montag markierten sie ein neues Allzeithoch bei 30,80 Euro/t CO2, konnten die 30-Euro-Marke auf Tagesbasis jedoch nicht halten. Der Schlusskurs lag bei 29,35 Euro/t CO2 und im Tagestief wurde eine 29,02 Euro/t CO2 gehandelt. Hinzu kam, dass aus charttechnischer Sicht ein sogenannter „Shooting-Star“ ausgeprägt wurde, welcher in Händlerkreisen als Warnsignal für das Fortbestehen des bis dahin intakten Aufwärtstrends angesehen wird. Eine solche Umkehrkerze stellt einen kurzfristigen Stimmungsumschwung dar, woraufhin Marktteilnehmer häufig mit Kaufzurückhaltung reagieren. Am Ende des Tages und mit dem Schlusskurs unterhalb der 30er-Marke schnappte die Bullenfalle also zu. Doch die Bullen ließen sich am Dienstag noch nicht so ganz von ihrem Ziel abbringen, die 30er-Marke knacken zu wollen und hoben den Kontrakt nochmal knapp 1 Prozent bis auf 29,64 Euro/t CO2 auf Schlusskursbasis in die Höhe. Aber erneut gelang die Überwindung der 30er-Marke nicht.
Entmutigt und kraftlos überließen die Bullen dann den CO2-Bären die Spielwiese und am Mittwoch verlor der Dez-20 Kontrakt 2,7 Prozent an Wert und ging bei 28,85 Euro/t CO2 aus dem Handel. Mit dem Schlusskurs unterhalb des Shooting-Stars von Montag wurde ein weiteres Verkaufssignal aktiviert, so dass die Kurse für das Emissionsrecht zur Lieferung im Dezember dieses Jahres am Donnerstag zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Marktberichts weitere 1,7 Prozent auf unter 28 Euro/t CO2 nachgeben mussten. Dabei sollte jedoch auch erwähnt werden, dass der Aufwärtstrend seit Mitte Mai damit noch nicht beendet wurde. Die CO2-Preise scheinen zunächst Kraft sammeln zu wollen, um die wichtige psychologische Barriere bei 30 Euro/t CO2 überwinden zu können. Diese Überwindung kann unter Anwendung der aus dem Finanzmarkt bekannten 3-Prozent-Regel der technischen Analyse dann als nachhaltig betrachtet werden, wenn es zu einem Schlusskurs oberhalb von 30,90 Euro/t CO2 kommt. In diesem Kontext erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass der Aufwärtstrend der Emissionsrechte weiter fortgesetzt werden kann.
Angebotsausweitung der OPEC ohne negative Preisreaktion am Ölmarkt
Die OPEC hat in ihrem Meeting am Mittwoch zusammen mit wichtigen Verbündeten wie Russland beschlossen, die seit April bestehenden Förderkürzungen ab August allmählich wieder zurückzufahren. Damit reagiert die OPEC auf die langsam wieder anziehende Ölnachfrage im Zuge der derzeitigen wirtschaftlichen Erholung. Im April hatte das Kartell zusammen mit seinen Verbündeten nach zähen Verhandlungen das weltweite Ölangebot um 10 Prozent reduziert, indem es seine tägliche Fördermenge um 9,7 Mio. Barrel kürzte. Ab August soll die Kürzung nun nur noch 7,7 Mio. Barrel betragen. Diese Quote soll bis Dezember gelten. Einige OPEC-Länder, die während der letzten Monate mehr als vereinbart gefördert hatten, sollen dies aber ab August ausgleichen, so dass tatsächlich 8,1 bis 8,3 Mio. Barrel weniger als vor der Corona-Krise gefördert werden dürften. Sorge bereitet der OPEC vor allem eine mögliche zweite Pandemie-Welle, die ein Ausbalancieren der Ölmärkte erneut erschweren dürfte. Der Ölpreis ließ sich durch die Nachricht, die bereits zuvor am Markt erwartet wurde, nicht negativ beeinflussen und stieg um 1,31 Prozent auf 43,46 US-Dollar/bbl. Dabei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Volatilität beim Brent Crude September-Kontrakt zuletzt spürbar nachgelassen hat, was darauf hindeutet, dass es in den nächsten Tagen zu einem „Vola-Impuls“ kommen könnte. In welche Richtung sich dieser entlädt, ist fraglich. Das im Chart erkennbare aufsteigende Konsolidierungsdreieck ist im Regelwerk der Technischen Analyse als Fortsetzungsformation eingruppiert und der Aufwärtstrend bei Brent Crude ist zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Marktberichts nach wie vor intakt.
Ausblick EUA-Primärmarkt
In der aktuellen KW 29 werden an der EEX 16,7 Mio. EUAs versteigert, mit einem höheren Auktionsangebot am heutigen Donnerstag von 3,6 Mio. EUAs. Bis zuletzt wurden donnerstags in der Regel 2,7 Mio. EUAs verauktioniert (Grund siehe oben). In der nächsten Woche (KW 30) kommen an der EEX 13,1 Mio. EUAs unter den Hammer, wobei am Mittwoch, den 22.07, über die ICE 5,7 Mio. EUAs versteigert werden sollen. In Summe beträgt das Auktionsvolumen in KW 30 folglich 18,8 Mio. EUAs, womit es zu einem Angebotsanstieg von 2,1 Mio. EUAs im Vergleich zur aktuellen Woche kommen wird. Wir können also gespannt sein, ob das CO2-Dez-20 Zertifikat unter diesen Rahmenbedingungen den Sprung über die 30er-Marke tatsächlich vollziehen kann.
Autoren: Stefan Küster, Dennis Warschewitz
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