Blogeintrag

EnergyCharts-WeeklyReview CO2 vom 06.09. bis 12.09.2019

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Der vergangene Dienstag wird vielen Händlern noch lange in Erinnerung bleiben. Ein Nachrichten-Dreiklang sorgte für explodierende Preise an den Energiemärkten. Das TTF Gas Frontjahr zog um im Tagesverlauf satte 8,33 Prozent an und ging bei 18,60 Euro/MWh aus dem Handel ging. Das Strom Frontjahr Base kletterte um 4,10 Prozent bis auf 49,55 Euro/MWh und die Emissionszertifikate zogen in Folge ebenfalls 7,27 Prozent nach (auf 26,84 Euro/t CO2). Auch das API#2 Kohle Frontjahr gewann 3,47 Prozent hinzu auf 68,50 USD/t.

Nachrichten versetzen Energiemärkte in Panik

Was war geschehen? Das chaotische Geschehen rund um den Brexit hatte über Tage die mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen, da prasselten im Laufe des Dienstags gleich drei Berichte auf die Marktteilnehmer ein. Insbesondere Nachrichten über technische Schwierigkeiten an Bauteilen in französischen Kernkraftwerken sorgten für Aufsehen. Der Energiekonzern EDF untersucht bestimmte Fehler an Dampfgeneratoren. Mehr als 70 Prozent des französischen Strombedarfs werden durch Atomstrom gedeckt. Am gestrigen Mittwoch versuchte EDF zu beruhigen, man gehe davon aus, dass die Bauteile sicher seien.

Auch Nachrichten aus den Niederlanden bewegten die Märkte: So plant die dortige Regierung aus Sicherheitsgründen den Ausstieg aus dem wichtigen Gasfeld in Groningen bereits deutlich früher als zuvor geplant - nämlich 2022 statt 2030 - abzuschließen. Zwar gilt das 1959 entdeckte Vorkommen in Groningen als eines der größten der Welt, es kommt aber in den letzten Jahren vermehrt zu Erdbeben, die direkt auf die Gasförderung zurückgeführt werden können. Der Druck auf die Politik ist enorm. Auswirkungen durch den deutlich schnelleren Ausstieg können sowohl in Deutschland als auch in Frankreich und Belgien auftreten. Dorthin wird das Gas aus den Niederlanden exportiert. Auf Grund seiner technischen Eigenschaften ist es auch nicht ohne Weiteres durch russisches oder norwegisches Gas ersetzbar.

Das Europäische Gericht in Luxemburg hatte außerdem einen Teil der Gazprom-Gaslieferungen nach Europa für unzulässig erklärt. Dabei geht es um Lieferungen durch die Pipeline „Opal“, die russisches Gas aus der Ostseepipeline Nordstream 1 von Deutschland nach Tschechien transportiert. 2016 hatte die EU-Kommission genehmigt, dass Gazprom weitere Kapazitäten in der Pipeline erwerben darf. Dagegen hatte Polen geklagt, mit Erfolg.

Verschnaufpause am Mittwoch

Am gestrigen Mittwoch legten die Märkte dann eine kleine Pause ein, teilweise waren Gewinnmitnahmen angesagt. So verlor das TTF Gas Frontjahr leicht um 0,54 Prozent auf 18,50 Euro/MWh. Die Emissionszertifikate gaben ebenfalls nach, das Minus betrug am Ende des Handelstages 1,38 Prozent (Schlusskurs 26,35 Euro/t CO2). Lediglich das Strom Frontjahr Base legte in einem extrem volatilen Handelstag um 1,84% weiter zu und schloss bei 50,46 Euro/MWh. Die Sorgen um die Sicherheit der französischen Reaktoren konnte offensichtlich noch nicht völlig zerstreut werden.

Die Primärmarktaktivität ist in dieser laufenden Woche mit rund 25 Mio. zur Versteigerung anstehenden Emissionszertifikaten knapp doppelt so hoch wie vorige Woche (KW 36). Die gestrige polnische Auktion schloss mit einem Discount von 12 Cent zum Sekundärmarkt und einer Bid-to-Cover Ratio von lediglich 1,31. Angesichts der allgemein schwachen Preisentwicklung am gestrigen Tag war dies das schwächste Ergebnis im laufenden Jahr. Das Handelsvolumen am gestrigen Mittwoch war 41,4 Mio. gehandelten Dezember-Kontrakten an der Londoner ICE ähnlich hoch wie am Dienstag.

Ausblick

Unser Technischer Analyst, Stefan Küster (EnergyCharts.de), stuft die mittelfristige charttechnische Situation der EUAs zwar neutral ein, gibt aber zu bedenken, dass es positiv zu werten sei, wenn die Notierungen es bis zum Ende der Woche am Freitag über die 26 Euro/t CO2 Marke hinaus schaffen würden. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts am Donnerstagvormittag stehen die Notierungen um 26,65 Euro/t CO2 an der ICE in London. Ein Abgleiten unter das Wochentief bei 24,67 Euro/t CO2 wäre laut Küsters Analyse demgegenüber aus mittelfristiger Sicht alles andere als erfreulich für die CO2-Bullen. Ein Preisrutsch bis auf 23,66 Euro/t CO2 sollte unter diesen Umständen mittelfristig nicht verwundern.

In der kommenden Woche werden 18 Mio. EUAs versteigert, also knapp 7 Mio. weniger als in der laufenden Woche. Am Mittwoch (18.09.) wird keine polnische Auktion stattfinden. In der danach folgenden KW 39 steigt die Anzahl der zur Versteigerung stehenden EUAs wieder auf knapp 25 Mio. an.

Die Augen an den Finanzmärkten sind am Donnerstagnachmittag (12.09.) noch einmal auf den scheidenden EZB-Präsidenten Mario Draghi gerichtet, der ein letztes Mal die Sitzung der Europäischen Zentralbank leiten wird. In der Finanzpresse wird bereits über ein geldpolitisches „Feuerwerk“ spekuliert (Handelsblatt), was angesichts der Kommentare Draghis im Vorfeld durchaus naheliegt. Die Gefahr einer Enttäuschung angesichts solcher Erwartungen ist naturgemäß groß. Erwartet wird eine Senkung des EZB-Einlagenzinses von -0,4 auf -0,5 Prozent sowie möglicherweise weitere Stützungsmaßnahmen in Form von Anleihekäufen.

In der kommenden Woche wird am Dienstag der ZEW-Konjunkturindex veröffentlicht, der Aufschlüsse über die mittelfristigen Erwartungen bezüglich der deutschen Konjunktur- und Kapitalmarktentwicklung liefern wird. Ebenfalls erwarten wir am Dienstag Daten zur Industrieproduktion in den USA, gefolgt von Daten zum US-Häusermarkt sowie zu den Konsumentenpreisen in der Eurozone am Mittwoch. Am selben Tag stehen die wöchentlichen Daten zu den Rohöllagerbeständen in den USA an, ehe es am Abend unserer Zeit zum ersten Highlight der Woche kommt (18.09.), der Sitzung der amerikanischen Notenbank Fed. Analysten erwarten angesichts zuletzt eingebrochener Konjunkturdaten den Auftakt zu einer ganzen Reihe von Zinssenkungen. Die Konjunkturdaten-Impulse sind also überwiegend geprägt von den USA, ehe die Blicke zum Abschluss der Woche wieder gen Europa gerichtet werden, wenn am Freitag (20.09.) das Konsumentenvertrauen in der Eurozone veröffentlicht wird. Das zweite Highlight der Woche, zumindest aus Sicht europäischer Energiemarktteilnehmer, folgt ebenfalls am 20. September: Dann kommt nach langen Beratungen das deutsche Klimakabinett zusammen, um über ein Gesamtpaket zum Klimaschutz zu entscheiden. Mehr Klarheit über den Kohleausstieg sowie über die CO2-Besteuerungspläne wird dann erwartet.

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