Blogeintrag

Was die DOW-DAX-Divergenz mit den Rohstoffpreisen zu tun hat...

(Abbildungen nur für eingeloggte Nutzer sichtbar - siehe weitere Hinweise unten)

Nach der Osterpause möchten wir die Gelegenheit wahrnehmen, wieder einen etwas „globaleren“ Blick auf die Rohstoffmärkte zu wagen. Unsere letzte Analyse zum Thomson Reuters CRB-Index fand großes Interesse, so dass wir nach den Ferien hier gerne wieder anknüpfen möchten. In diesem Zusammenhang werfen wir direkt auch einen Blick auf die großen Indizes DOW und DAX. Klicken Sie auf den folgenden Link, um zur CRB-Analyse von vor den Osterferien zu gelangen:

Wie entwickelt sich die globale Rohstoffnachfrage? Der CRB-Index in der Technischen Analyse...

In dieser Analyse schrieben wir u.a. folgendes:

Damit stehen die Chancen nicht schlecht, dass das Hoch (des CRB-Index) von Januar dieses Jahres bei 178 Zählern angelaufen wird. Aufgrund der überkauften Marktlage ist jedoch jederzeit mit einem Pullback an die ehemalige Nackenzone zu rechnen. Ein Unterschreiten dieser Marke (168 Zähler) würde das beschriebene Erholungsmuster jedoch gefährden, wodurch dieses Level für das Stoppmanagement prädestiniert erscheint. 

Im weiteren Handelsgeschehen stieg der Index bis zum 50% Fibonacci Retracement der Abwärtsbewegung 204-155 Zähler auf 179 Punkte am 18.03. an (siehe Welle C in Chart 1). Das aus der Bodenformation ableitbare Kursziel wurde somit vollständig abgearbeitet, so dass der Index aufgrund von Gewinnmitnahmen ab diesem Niveau in eine Korrekturphase überging. Im Rahmen des aktuell andauernden Pullbacks fielen die Notierungen am Freitag bis auf 168 Zähler hinab.

Für die Rohstoffbullen gilt es nun, diese ehemalige Nackenzone des bestätigten Doppelbodens zu verteidigen. Gelingt den Bullen die Abwehr dieser Demarkationslinie, wäre mit einem erneuten Anstieg in Richtung 178 Punkten und im Anschluss 185 Zähler zu rechnen. Zwei bis drei Schlusskurse unterhalb von 168 Punkten müssten jedoch kritisch gewertet werden, denn dann hätte der Index das Potential bis auf zunächst 160 und im Anschluss wieder bis auf das Tief bei 155 Punkte zu fallen.  

Verkaufsdruck noch nicht abgebaut
Ein Blick auf die Indikatoren-Konstellation in Chart 2 zeigt, dass der Markt den aktuellen Rücklauf noch nicht ganz abgeschlossen haben dürfte und die 168 Zähler zunächst auch noch unterboten werden können. Der RSI befindet sich seit seinem Verkaufssignal in einem intakten Abwärtstrend und auch der Stochastik-Oszillator deutet trotzt seines tendenziell niedrigen Niveaus noch nicht auf eine Gegenbewegung hin. Damit ist der Verkaufsdruck zum jetzigen Zeitpunkt nicht vollständig abgebaut und der Einstieg in eine neue Longposition scheint daher verfrüht.

Klassischer trendwechsel-bestätigender Pullback?
Gelingt jedoch, wie oben bereits erwähnt, eine Stabilisierung auf der Nackenzone, die jetzt eine wichtige Unterstützung darstellt, und drehen die Kurse nach oben weg, wäre dies eine bedeutsame Bestätigung dafür, dass die in dem Index enthaltenen Rohstoffe ihren Leidensweg der vergangenen Jahre zügig zu beenden versuchen. In diesem Fall können wir von einem klassischen trendwechsel-bestätigenden Pullback ausgehen. Das dürfte jedoch alles andere als ein Selbstläufer werden, was in Chart 5 deutlich wird, auf den wir am Ende dieses MarketLetters noch zu sprechen kommen wollen. Lassen sie uns zunächst den eingangs erwähnten globaleren Blick auf die Märkte richten.

Robustes Konjunkturbild in den USA
In der letzten Zeit wurden vermehrt positive Wirtschaftsdaten aus den USA gemeldet. So stieg der ISM-Einkaufsmanagerindex jüngst deutlich über die 50%-Marke auf 51,8% an und deutet damit auf wirtschaftliche Expansion im Verarbeitenden Gewerbe der USA hin. Auch setzt sich die Arbeitsmarkterholung in Amerika im März weiter positiv fort. Somit zeigen zwei relevante vor- und nachlaufende Indikatoren ein robustes Konjunkturbild und das trotz des desaströsen Starts in das Börsenjahr.

Interessanterweise konnte daraufhin der Dollar im Vergleich zum Euro nicht aufwerten. Damit wird das Bild bestätigt, welches wir Anfang Februar in unserer Analyse mit dem Thema „Commodity-Märkte weiterhin im langfristigen Abwärtstrend gefangen - wird der Euro ein Gegenspieler?“ aufmerksam machten (hier geht’s zum Download). Hier betonten wir bereits die tendenzielle Stärke des Euros im Vergleich zum Greenback.

DAX-DOW-Differenz mit historischem Ausmaß
Ein stärkerer Euro wirkt sich jedoch negativ auf die exportlastige deutsche Wirtschaft aus, was sich derzeit auch in einer divergenten Entwicklung zwischen dem Dow Jones Total Return Index und DAX widerspiegelt (beides Performance-Indizes). Während der Dow ungebremst weiter zulegt, zeigt der DAX seit Mitte März deutliche Schwächesignale. Die Differenz beider Märkte zueinander hat mittlerweile historische Ausmaße angenommen (siehe Subchart in Chart 3).
 

Dies sollte perspektivisch dazu führen, dass entweder der DOW ab- oder der DAX aufwertet. Aufgrund der Anziehungskraft des großen Bruders scheint die Aufwertung des DAX wahrscheinlicher zu sein. Dies geht aber wiederum nur mit einem schwächeren Euro. Da sich dieser momentan mit knapp 1,14 USD/EUR wieder an der Oberseite seiner Trading-Range des vergangenen Jahres befindet, dürfte der Euro aus charttechnischen Gesichtspunkten mittelfristig wieder unter Druck geraten können (siehe unterer Chart 4).

CRB-Index scheitert an Kumulationswiderstand
Der Euro hat wiederum maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung an den Rohstoffmärkten, womit wir an dieser Stelle wieder auf die Technische Analyse des CRB-Indexes zurück kommen wollen. Chart 5 verdeutlicht wiederum, dass wir mit der Preisentwicklung der im Index enthaltenen Rohstoffe noch längst nicht aus dem Schneider sind.

Hier ist erkennbar, dass sich der Markt nach wie vor in einem intakten Abwärtstrendkanal mit einer konstant fallenden 200-Tage-Line befindet. Bei ca. 180 Punkten scheiterten die Bullen jüngst daran, den Sprung über die Kumulationszone, bestehend aus der oberen Trendkanalbegrenzung in Kombination mit dem Verlaufshoch von Anfang des Jahres, zu vollziehen (siehe Halbkreismarkierung). Nun ist der Blick scheinbar zunächst wieder nach Süden gerichtet.

Fazit
Der Euro befindet sich wieder am oberen Rand seiner Trading-Range der vergangenen 14 Monate, wo sich die Kaufkraft der Eurobullen zunächst abschwächen dürfte. Die divergente Entwicklung zwischen DOW und DAX ist zudem auf einem historisch hohen Niveau. Diese Dynamik sollte auf Dauer nicht so fortbestehen können und zu einer Aufholbewegung des DAX führen. Das scheint jedoch ohne Abwertung des Euros nicht zu funktionieren. Dies wiederum dürfte die Rohstoffmärkte tendenziell negativ beeinflussen und geht einher mit dem Scheitern des CRB-Index am oben skizzierten Kumulationswiderstand.

Wie bereits erwähnt, sollte daher mit einem Aufbau von Longpositionen im CRB-Index abgewartet werden. Auch könnte der Übergang in eine Trading-Range zwischen 155 Punkten auf der Unter- und ca. 180 Punkten auf der Oberseite eine mögliche Marktentwicklung in den nächsten Wochen darstellen. Aber auch dieses Szenario kann wiederum Ausdruck einer möglichen Bodenbildung der Rohstoffmärkte sein, was jedoch zunächst abgewartet werden muss.

Ein Schlusskurs unterhalb von 155 Punkten würde dieses Szenario jedoch zunichtemachen und den Abwärtstrend weiter fortbestehen lassen. Auf der Oberseite erhöht ein Überschreiten der Marke von 180 Punkten die Chance auf eine langfristige Bodenbildung mit anschließendem Trendwechsel (siehe Chart 5).

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Autor: Stefan Küster

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